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1996-08-06
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7KB
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155 lines
Path: RRZ.Uni-Koeln.DE!usenet
From: a1586831@athena.rrz.uni-koeln.de (R. Knebler)
Newsgroups: z-netz.telecom.allgemein,de.comm.isdn,de.comm.misc,ping.service,ruhr.general
Subject: Re: Telekom '96 und Gebuehren * PERFIDE!
Date: Wed, 28 Feb 1996 08:10:54 GMT
Organization: Universitaet Koeln
Message-ID: <4h0v11$pjq@news.rrz.uni-koeln.de>
References: <43092054@luthien.ping.de> <N.121695.185507.11@prs00002.peu.EUnet.de> <18.12.1995/07001/02979@BITBOY.KOROVA.ZODIAC.DE> <63C3WX5hF0B@point89.people-s.people.de> <Dn5Gw8.Guy@localhost.ruhr.de> <JOCHEN.96Feb22113603@mrz.isar.de> <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de> <mozart.09ok@mozart.berlinet.de>
NNTP-Posting-Host: a1586831.isdn.uni-koeln.de
X-Newsreader: Forte Free Agent 1.0.82
Thomas Witt lie▀ sich zum Thema Re: Telekom '96 und Gebuehren *
PERFIDE! wie folgt aus:
>In article <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de> a1586831@athena.rrz.uni-koeln.de (R. Knebler) writes:
>> Also ich frage mich allmaehlich, was das Ziel der ganzen Angriffe
>> gegen die Telekom ist. Geht es darum, einen geeigneten Suendenbock
>> fuer alle Widrigkeiten des Lebens zu finden, oder um die
>> Telefonrechnung?
>Es geht um die hemmunglose Ausnutzung einer Monopolstellung eines
>Unternehmens.
Also ich nehme jetzt mal die bislang einzige halbwegs objektive
Informationsquelle: das statistische Bundesamt. Lt. deren -
zugegebenermassen alten - Warenkorb ist das Telefonieren
durchschnittlich um ca 4% teurer geworden. Ziehe ich jetzt mal die 15%
Mehrwertsteuer ab, die die Telekom seit Beginn des Jahres abfuehren
muss, komme ich auf eine Umsatzeinbusse von ca. 10%. Ist das eine
hemmungslose Ausnutzung einer Monopolstellung?! Also die
betriebswirtschaftliche Theorie sagt jedenfalls was anderes. Danach
wuerde in einem Monopolmarkt die Steuererhoehung naemlich zu 100% auf
den Konsumenten uebergewaelzt werden und dann muesste die
durchschnittliche Erhoehung 15% betragen.
>Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit? Lieber Freund, Du hast wohl
>zuviel Telekomwerbung gelesen?
Nein, ich bin Betriebswirt.
>Die Berechnungen der Telekom sind nicht korrekt. Es wird bei der
>Angabe fⁿr die Vermittlungskosten von FerngesprΣchen immer nur von den
>reinen Kosten der Fernleitungen ausgegangen. Hierbei wird
>weggelassen, da▀ fⁿr jedes FerngesprΣch auch ein OrtsgesprΣch
>notwendig ist, und die VST's hier genauso ben÷tigt werden. Vergleiche
>die Stellungnahme des CCC zur Gebⁿhrenreform.
>OrtsgesprΣche SIND nicht so teuer, wie sie die Telekom darstellt. Man
>vergleiche hier mit diversen Telefonunternehmen aus dem Ausland.
Also hier liegt wohl ein kleines Missverstaendnis vor. Genaugenommen
duerfte wohl so ziemlich jedes Festnetztelefonat innerhalb
Deutschlands direkte Kosten in der Groessenordnung von 0 DM
verursachen. Warum? Weil mit einem Telefonat streng genommen kaum
variable Kosten anfallen. Alle Kosten sind fix Kabel, VSt's,
Mitarbeiter etc. und werden durch das einzelne Telefonat nur in
vernachlaessigbarer Weise veraendert. Diese Kosten haben
Gemeinkostencharakter, d.h. lassen sich nicht eindeutig den
Gespraechen zuordnen. Es ist nur eine Frage der Schluesselung, wer
Traeger der Kosten ist, und betriebswirtschaftlich ist unbestritten,
dass es keinen "richtigen" Schluessel geben kann. Die von Dir
skizzierte Argumentation fuehrt daher zu einer genauso "richtigen"
Kostenverteilung wie die Argumentation der Telekom.
Darum geht es meines Erachtens allerdings auch ueberhaupt nicht. Da
die Wettbewerber 1998 primaer im Langstreckenbereich ansetzen werden,
muss die Telekom in diesem Bereich die Tarife rechtzeitig auf ein
konkurrenzfaehiges Niveau absenken. Es ist nicht besonders schwer
darauf zu kommen, dass die restliche Kostendeckung dann woanders
herkommen muss: dem Ortsbereich!
>Das Extrembeispiel ist Amerika, wo OrtsgesprΣche gr÷▀tenteils
>kostenlos sind.
Dafuer gehoeren die internationalen Gespraeche zu den teuersten der
Welt, wie eine soeben erschienene OECD-Studie zeigt. Man muss sich
immer die Frage stellen wer die Zeche bezahlt. In den USA sind das die
die zahlreichen Langstreckentelefonierer, die ueber die
Long-Distance-Carrier mittelbar sog. interconnection rates an die
lokalen Monopole zahlen. Oder denkst Du dass die dortigen Monopolisten
Geld verschenken?
Uebrigens, auch da bleibt abzuwarten, was mit Inkrafttreten des
Telecommunication Act langfristig passiert. Dann fallen naemlich die
lokalen Monopole und die Mischkalkulationen gehen moeglicherweise
nicht mehr auf.
>Allerdigns sind wir hier in Deutschland nicht alleine mit dem Problem
>der Gebⁿhrenerh÷hungen: In einem Bundesstaat Amerikas will eine
>Telefongesellschaft demnΣchst auch die Gebⁿhren fⁿr OrtsgesprΣche
>erh÷hen: Sie wollen einfⁿhren, da▀ ab der 20.ten Stunde die
>Verbindung pro weiterer Stunde einen Cent kostet. :-)
>Man beachte die Relationen.
s.o. Ansonsten ware es noch von Bedeutung die Hoehe der flat-rate bei
dem Beispiel zu kennen, zu wissen was ein "Ort" nach deren Definition
ist und ob der Tarif in allen Orten des Bundesstaates gilt. Ach ja,
und was kosten ueberoertliche Telefonate innerhalb des Bundesstaates?
>Dazu kommt der ungeheure wirtschaftliche Schaden, den die Telekom dem
>Land zufⁿgt. Mit ihren neuen Tarifen werden nΣmlich vor allem die
>Online-User getroffen. Es dⁿrfte wohl unbestritten sein, da▀
>Online-Dienste zu den wachtumsstΣrksten und zukunftsreichsten Branchen
>geh÷rt.
>Diese Branchen erleiden einen erheblichen Nachteil durch die
>monopolistische Tarifpolitik der Telekom.
Auch hier nur eine kurze Anmerkung aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Was wir beobachten koennen, ist m.E. ein - moeglicherweise
untauglicher - Versuch, sich einen groesseren Teil vom Online-Kuchen
zu sichern. Im Online-Bereich gibt es Inhalteanbieter, Online-Dienste
und Netzdienstleister. Alle streiten sich um das Budget, das der
Online-Nutzer bereit ist auszugeben. Was der eine nimmt, verliert der
andere. Und was der eine nicht nimmt, nimmt der andere. Zugespitzt
gesprochen, wenn Telekom die Telefongebuehren nicht erhoeht, dann tuen
es die Online-Dienste oder - wahrscheinlicher - die Inhalteanbieter!
Betrachtet man z.B. Compuserve, so wundert man sich schon, weshalb die
Gebuehrenerhoehung ausgerechnet nahezu zeitgleich mit der Tarifreform
der Telekom kam. Waere es etwa denkbar, dass man anhand einer
Statistik festgestellt hat, dass sich die Mehrheit der Nutzer zum
Region 200 Tarif einwaehlen muss? Oder hat man sich im Vorfeld der
Tarifreform schlichtweg nur hinsichtlich der Wirkung verschaetzt?
>Fⁿr 10 Stunden. Das ist lΣcherlich. Die GesprΣchslΣngen zu
>"Vieltelefonierpartnern" ⁿbersteigen die Zeit von 10 Stunden IMHO
>erheblich. Bei Online-Nutzern sowieso, aber auch bei Otto
>Normaltelefonierer.
>10 Stunden im Monat sind 1 Stunde in drei Tagen, sind 20 Minuten am
>Tag. Und das fⁿr 2,40, was 10 pf teurer ist als nach der
>Gebⁿhrenreform, aber 1,25 DM teuerer ist als VOR der Gebⁿhrenreform.
Nach laengerem Nachdenken habe ich leider immer noch nicht kapiert,
was Du sagen moechtest :-).
>> Mit Sicherheit wird aber nie der Zustand erreicht werden koenne, dass
>> *alle* zufrieden sind.
>Ja. Aber wir haben momentan den Zustand, da▀ *alle* _unzufrieden_
>sind :-)
Also alles ist eine Frage der Sichtweise. Insbesondere ob 20 DM
monatlich viel oder wenig sind. Aber die letzte Aussage ist definitiv
falsch.
>Ciao, Thomas.
Gruss Ralf